Beruf und Berufung

Seit meiner Jugend in einer christlich geprägten Umwelt war ich auf der Suche nach meiner persönlichen Berufung. Zunächst studierte ich Theologie und Philosophie in Göttingen und Tübingen, bis ich erkannte, dass das nicht mein Weg sei. Nach einigen Umwegen wusste ich, dass meine praktischen und kreativen Fähigkeiten nicht brach liegen durften, denn als Kind hatten mir Arbeiten in Haushalt, Garten und Landwirtschaft immer Freude bereitet.

Zunächst: Hauswirtschaftliche Gewerbelehrerin in Schulen und Heimen.
Ein einjähriges Praktikum in unterschiedlichen Betrieben (Fabrik, Wäscherei, Plätterei, Krankenhaus mit Säuglingsstation) ein achtzehnmonatiger Besuch der Frauenfachschule, sowie das berufspraktische Studium, förderten meine vielseitigen Begabungen. Insgesamt 18 Fächer habe ich im Laufe von 35 Jahren unterrichtet und Kindern und Jugendlichen in Schulen und in Heimen theoretisches und praktisches Knowhow vermittelt. Beim Neubau der Hauswirtschaftsschule in Volksdorf engagierte ich mich für die zweckmäßige Einrichtung von Praxisräumen und war stolz, dass der Architekt meine Entwürfe realisierte. Vielleicht hätte ich auch Architektin werden können, um für Menschen Wohnstätten zu entwerfen, in denen sie sich wohlfühlen. Stets waren mir psychologische Aspekte wichtig. Mit fünfzig Jahren unterbrach ich meine Lehrertätigkeit für vier Jahre, um Psychologie zu studieren und mit dem Diplom abzuschließen. Bei der anschließenden Rückkehr in den Schuldienst landete ich in Heimschulen. Aus heutiger Sicht eine Fügung. Denn ich erfuhr, dass die dort verwahrten verhaltensgestörten Kinder und Jugendliche zuvor in ihren Familien wenig Geborgenheit und Verständnis erfahren hatten. Seither liegt mir die erzieherische Unterstützung von Eltern am Herzen.

Später: Psychotherapeutin für Kinder und Erwachsene.
Nach meiner Pensionierung als Lehrerin in einem Alter, in dem andere sich zur Ruhe setzen, entschied ich mich für den Beruf der Psychotherapeutin. Für die Qualifizierung waren mir keine Anstrengungen und Fahrten (Bremen, Osnabrück, Köln und Gelsenkirchen) zu viel, um im Laufe von drei Jahren alle notwenigen Fach-„Bausteine“ zu erwerben. Heute bin ich, seit mehr als 20 Jahren, mit Leib und Seele in meiner Hamburger Praxis tätig, nach der Wende zusätzlich einige Jahre in Wismar/Mecklenburg-Vorpommern.
In den Therapien mit Menschen unterschiedlicher Herkunft erfahre ich immer wieder, wie häufig psychische Erkrankungen auf die Kindheit zurückgehen und die Folgen mangelhafter Erziehungsfähigkeit der Bezugspersonen sind. Elterntrainings dagegen sind der psychischen Gesundheit von Kindern förderlich und reduzieren Stress in den Familien. Darum erhalten bei mir Kinder, Eltern und Pädagogen bevorzugt einen Therapieplatz.

Freundin der Kinder und politisch Engagierte.
Wenn ich bei Veranstaltungen, Aktionen, ggfs. auch auf Demos einen Beitrag leisten kann in Bezug auf die Bedürfnisse und Rechte von Kindern, bin ich dabei. Seit Jahrzehnten bin ich Mitglied im Bund für Kinderschutz und habe viele Jahre in verschiedenen Arbeitskreisen aktiv mitgearbeitet. Um die Situation alleinerziehender berufstätiger Mütter und ihrer Kinder zu verbessern, wurde ich Mitbegründerin des VAM (Verband Alleinerziehender Mütter – später auch Väter – VAMV). Dort und als dessen Vertreterin im Landesfrauenrat bin ich noch heute ehrenamtlich tätig. Ferner arbeitete ich zeitweilig im MentorRing mit und war beratendes Mitglied in der HAG, Hamburgische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V.